Was aus den Verhandlungskreisen der Sondierungsgespräche über ein mögliches Jamaika-Regierungsbündnis durchsickert, dürfte gut klingen in den Ohren von Familien: CDU, CSU, FDP und die Grünen haben am Dienstagabend erste Fortschritte erzielt. Wie die Süddeutsche Zeitung aus Verhandlungskreisen erfuhr, haben sich die Parteien beim Thema Haushalt und Finanzen auf Eckpunkte für Verhandlungen über ein Entlastungspaket verständigt. Demnach wollen die potenziellen Partner am ausgeglichenen Haushalt festhalten. "Die Gesprächspartner sind sich darüber einig, dass die Schuldenbremse des Grundgesetzes eingehalten werden muss", heißt es in einem Papier. Familien und Bezieher unterer sowie mittlerer Einkommen sollen demnach stärker entlastet werden. Das lässt sich hören. Derweil trat gestern der Deutsche Bundestag zu seiner konstituierenden Sitzung zusammen. Heribert Prantl von der Süddeutschen Zeitung war dabei und bietet erste Eindrücke von der künftigen parlamentarischen Zusammensetzung. Sein Kommentar liest sich wie eine Entzauberung an deren Ende die erleichternde Einsicht steht: „Der Bundestag erlebte seine Rückverwandlung in ein Parlament, eine Besinnung auf den Ursprung dieses Wortes: reden, streiten, diskutieren!“ Das klingt nach funktionierender Demokratie!
Neue Erkenntnisse erfahren wir heute auch aus dem Mikrokosmos Familie: Die österreichische Politikwissenschaftlerin Mariam Irene Tazi-Preve erforscht die Lebensumstände von Müttern und Vätern. Dabei zieht sie ein etabliertes Lebensmodell in Zweifel: die Kleinfamilie. In einem bemerkenswerten Interview mit der Süddeutschen Zeitung plädiert die Wissenschaftlerin für „matrilineares Verständnis von Verwandtschaft“. Sie beklagt: „Unsere Definition von Familie ist viel zu eng gefasst. Vater, Mutter, Kinder - das sind viel zu wenige Personen, um sich gegenseitig sämtliche Bedürfnisse erfüllen zu können. Zudem werden bei der Kleinfamilie zwei Dinge in einen Zusammenhang gestellt, die nicht zwingend etwas miteinander zu tun haben: Die romantische Liebe und das sichere Aufwachsen von Kindern.“ Familie wird hier – das erfahren wir schnell – komplett neu gedacht. Da ist der gedankliche Weg nicht weit zur Pflege Älterer in unserer Gesellschaft: Der Sozialverband VdK fordert deutlich mehr Pflegekräfte für Deutschland. VdK-Präsidentin Ulrike Mascher sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Dienstag): "Wir sind sehr froh über die ersten Ergebnisse der Pflegereform. Das Grundproblem ist aber ungelöst." Zu wenige Personen müssten sich um zu viele Pflegebedürftige kümmern, sagte Mascher mit Blick auf die stationäre Pflege. Es gebe zudem zahlreiche Regionen in Deutschland, "wo ambulante Pflegedienste keine neuen Kunden mehr aufnehmen können, weil ihnen das Personal fehlt". Mascher betonte, der Gesamtbedarf an beruflich Pflegenden werde in den nächsten Jahren massiv steigen. (Familienbund der Katholiken/Sascha Nicolai)