Nach Einschätzung des Familienseelsorgers Edwin Borg geben Paare mit Beziehungsproblemen heute oft zu schnell auf. "Ich glaube tatsächlich, viele Paare trennen sich zu früh", sagte der Leiter der in Hadamar ansässigen Fachstelle Familienpastoral des Bistums Limburg in einem am Montag veröffentlichten Interview der Diözese. "Die Bereitschaft, es nochmals zu versuchen, auch nach langen Phasen des Streits, der Entfremdung oder der Langeweile, hat in der Gesellschaft insgesamt abgenommen", sagte der Experte. Zwar sollte man eine Beziehung, die "unerträglich" geworden sei, verlassen, wenn sie nicht mehr zu retten sei. "Aber haben beide wirklich alles versucht, die Beziehung zu retten? Und hatten sie dabei genügend Unterstützung?", fragte Borg. Das Bistum Limburg biete beispielsweise Beratungsdienste für Paare an. "Jedes Paar, egal welcher Konfession und auch egal ob mit oder ohne Trauschein, kann sich in der Regel kostenlos an eine unserer Beratungsstellen für Ehe-, Familien- und Lebensfragen wenden", sagte Borg. Aus manchen verfahrenen Situationen komme ein Paar ohne einen Dritten nicht mehr heraus. Borg äußerte sich anlässlich des Valentinstags am 14. Februar.
Nach Angaben von Experten wachsen in Deutschland rund drei Millionen Kinder in Familien mit suchtkranken Eltern auf. Für die betroffenen Kinder könne dies schwerwiegende Folgen haben, erklärte die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler (CSU), am Montag in Berlin. Viele von ihnen erhielten nicht den Halt, den sie für ein gesundes Aufwachsen bräuchten. Auch deshalb seien sie besonders gefährdet, im Erwachsenenalter selbst psychisch zu erkranken oder selbst suchtkrank zu werden, so Mortler weiter. Sie äußerte sich mit Blick auf die derzeit stattfindende Aktionswoche für Kinder aus Suchtfamilien. Seit dem vergangenen Jahr erarbeitet eine von der Bundesregierung auf Beschluss des Bundestages eingesetzte Gruppe aus Experten und Fachbeamten Empfehlungen zur Verbesserung der Situation der Kinder psychisch kranker und suchtkranker Eltern. Diese sollen dem Bundestag im Sommer dieses Jahres vorgelegt werden. Auch der Paritätische Gesamtverband sprach von "dramatischen Folgen" für die Kinder. Sie erführen wenig und vor allem kaum verlässliche Unterstützung", so der Vorsitzende Rolf Rosenbrock. Zudem lebten sie in Angst, dass die Andersartigkeit der Familie bekannt werde. Sie übernahmen dann eine Rolle, die weder ihren Kräften noch ihrem Entwicklungsstand entspräche. Zudem hätten sie ein drei bis vier Mal höheres Risiko selbst zu erkranken. Rosenbrock forderte für die Kinder eine niedrigschwellige Beratung und einen damit verbundenen Ausbau der Beratungsstellen. Angebote für betroffene Kinder müssten langfristig angelegt sein. Es brauche mehr Kooperationen etwa zwischen Jugendämtern, Kitas oder Schulen. Notwendig sei eine Entstigmatisierungskampagne, damit den Kindern besser geholfen werden könne. Auch die Berliner Caritasdirektorin Ulrike Kostka mahnte mehr Mittel zur Unterstützung der Kinder an. So seien Gruppenangebote für betroffene Kinder "noch nicht richtig finanziert", sagte Kostka im rbb-Inforadio. Notwendig sei auch eine bessere Zusammenarbeit der verschiedenen Hilfesysteme in der Jugendhilfe und der Suchthilfe. "Es braucht vor allen Dingen auch ein gesellschaftliches Bewusstsein für die Situation der Kinder und eine Enttabuisierung", betonte die Caritas-Chefin. Oft gehörten solche Familien der Mittelschicht an. (Familienbund der Katholiken/Sascha Nicolai/KNA)