Corona-Bildungshilfen haben laut einer neuen Studie förderbedürftige Schüler kaum erreicht. Weitgehend verfehlt wurde demnach das Ziel, Kindern und Jugendlichen aus sozial benachteiligten Familien und mit Migrationshintergrund zu helfen, deren Lernfortschritte unter Schulschließungen und Distanzlernen besonders gelitten haben, wie das Wissenschaftszentrum für Sozialforschung (WZB) am Dienstag in Berlin mitteilte. Das liege an dem "Gießkannenprinzip", nach dem die Mehrheit der Länder ihre Mittel verteilt habe.
So erhielten in vielen Bundesländern vergleichsweise privilegierte Schulen wie etwa Gymnasien oder Privatschulen im selben Umfang Mittel wie sozial belastete Schulen. Nur wenige Bundesländer vergaben demnach teilweise die Mittel auf Grundlage von Lernstandserhebungen (Brandenburg) oder Sozialindizes (Hamburg, Hessen und teilweise Nordrhein-Westfalen).
Zudem erfolgte laut Angaben keine systematische Datenerhebung. "Lernstandserhebungen fanden weit überwiegend dezentral an den Schulen statt, häufig nicht in standardisierter Form, und wurden später nicht systematisch zusammengeführt. Auch die Teilnahme an den neu geschaffenen Angeboten wurde unzureichend dokumentiert", heißt es.
Ein "Kernproblem der Aufholprogramme" bestand zudem laut Studie in der Gewinnung von pädagogischem Personal. Kein Bundesland habe hier seine selbstgesteckten Personalziele erreicht - weder bei den Einstellungen noch bei der Zahl der durchgeführten Förderangebote.
Am "vielversprechendsten" erscheine die Umsetzung des Corona-Aufholprogramms in Hamburg. Dies wird darauf zurückgeführt, dass dort bereits funktionierende Strukturen zum Abbau von Lernrückständen bestanden, die genutzt werden konnten.
Als positiv bewerten die Autoren, dass durch das Aktionsprogramm lokale Kooperationen aufgebaut oder vertieft und neue pädagogische Angebote geschaffen wurden.
Die Bundesregierung hatte das Aktionsprogramm "Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche" in Höhe von zwei Milliarden Euro für die Jahre 2021 und 2022 beschlossen.
Die WZB-Bildungsforscher haben nach eigenen Angaben erstmals für alle 16 Bundesländer untersucht, wie die Hilfen konzipiert und umgesetzt wurden. Für die Studie wurden neben Dokumentenanalysen Interviews mit Vertretern aller Landesverbände der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) geführt. (KNA)