Eltern sollten ihren Kindern nach Worten der Medienpädagogin Sonja di Vetta aktiv Alternativen zu Smartphone und Videostreaming anbieten. "Also rausgehen, Sport machen, schwimmen, Musik machen. Medien sollten nicht das Einzige sein, was den Kindern Spaß macht", sagte sie im Interview der "Süddeutschen Zeitung" (Freitag). Das gelte besonders dann, wenn Eltern das Gefühl hätten, dass das Kind zu viel Zeit mit digitalen Angeboten verbringe.
Wichtig sei zudem eine Vorbildfunktion, betonte di Vetta: "Eltern sollten darauf achten, dass es Zeiten gibt, in denen sie nicht ans Telefon gehen und nicht auf jede Nachricht reagieren." Wer beim Essen nebenbei Mails beantworte oder telefoniere, signalisiere dem Kind: "Dieses Ding ist wichtiger als unser gemeinsames Essen." Wenn es dagegen darum gehe, die Route für eine Familienwanderung oder die Öffnungszeiten des Schwimmbads nachzusehen, könnten Kinder miteinbezogen werden.
Mit kleinen Kindern sei es wichtig, die ersten Schritte im Internet zusammen zu unternehmen, erklärte die Expertin weiter. Sie könnten beispielsweise Kindersuchmaschinen nutzen: "Das Smartphone ist dann ein Werkzeug, um etwas herauszufinden oder um damit zu fotografieren." Später gelte es für Eltern, loszulassen und darauf zu vertrauen, "dass mein Kind die tollen, guten Sachen mit dem Smartphone macht und es nicht nutzt, um andere zu beleidigen".
Medienkompetenz lasse sich schon vor dem ersten Smartphone aufbauen, sagte di Vetta. Eltern könnten mit ihren Kindern etwa über die Figuren in Büchern oder über Plakate sprechen oder ihnen erklären, warum es Werbung gebe. "Und wenn ich mit einem Kind mal probiert habe, wie schnell wir auf einem Foto seine Haarfarbe von braun zu grün wechseln können, dann ist der erste Schritt getan, um zu verstehen, wie andere mit Bildern manipulieren."
Wichtig ist laut der Medienpädagogin zudem, Kinder darauf vorzubereiten, dass andere im Klassenchat möglicherweise Beleidigungen oder komische Bilder verschickten. In diesem Zusammenhang sei es sinnvoll, ihnen zu sagen: "Wenn du mitbekommst, dass so etwas passiert, dann komm zu uns, und wir lösen das gemeinsam." Wer dagegen vorschnell Chats sperre oder Verbote aufstelle, riskiere, dass sich das Kind angesichts von verstörenden Inhalten keine Hilfe suche. (KNA)