Kinder und Jugendliche brauchen nach Ansicht des Deutschen Ethikrates in der Folge der Corona-Pandemie eine bessere Versorgung mit Beratungs-, Therapie- und Hilfsangeboten. Nach den "katastrophischen Erfahrungen der Pandemie" sei darauf zu achten, "dass Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene nicht noch einmal derart einseitig in ihrer Lebensentfaltung beschränkt werden", heißt es in Empfehlungen zu "Pandemie und psychische Gesundheit", die der Rat am Montag in Berlin veröffentlichte.
Kinder und Jugendliche hätten in der Pandemie "die ihnen abverlangte Solidarität im Interesse alter, kranker oder in anderer Weise gefährdeter Menschen bereitwillig und bewusst gezeigt", erklärte der Ethikrat. Die "gesamtgesellschaftliche solidarische Antwort auf ihre eigene Notlage" sei aber ausgeblieben.
Personal müsse geschult werden, um frühzeitig die seelischen Nöte der jungen Generation zu erkennen und Hilfsangebote vermitteln zu können, fordert der Ethikrat. Bei der Pandemiebekämpfung habe es einen "fast ausschließlichen Fokus auf Gesundheit im Sinne körperlicher Unversehrtheit" gegeben. Die psychische Gesundheit sei "zu lange im toten Winkel der öffentlichen Aufmerksamkeit" geblieben. Das habe dazu geführt, dass aus psychischen Belastungen "manifeste Erkrankungen" geworden seien, die ohne Therapie nicht mehr zu bewältigen seien.
Essstörungen, Süchte, Angsterkrankungen und Depressionen träten pandemiebedingt verstärkt auf, so der Rat. Hinzu kämen Fachkräftemangel in der Kinder- und Jugendhilfe und fehlende Therapieangebote oder lange Wartezeiten, um einen Platz zu bekommen. Angebote müssten ausgebaut, vernetzt und verlässlich finanziert werden, um Kinder und Jugendliche auch künftig psychisch widerstandsfähig gegen Krisen zu machen. Dies gelte aktuell für die Energieversorgungskrise aufgrund des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine sowie auf längere Sicht für die Bewältigung der globale Klimakrise, so der Rat. (…) (KNA)