Ältere Menschen und weniger Menschen - das ist die Prognose des Statistischen Bundesamtes (destatis) für die deutsche Bevölkerung in den kommenden Jahrzehnten. Grund sei der hohe Anteil der sogenannten Babyboomer aus den Jahrgängen um 1960, teilte das Bundesamt am Freitag in Berlin bei der Vorstellung der 15. Bevölkerungsvorausberechnungs-Studie mit. Durch Fluchtbewegungen und Migration von jüngeren Menschen aus dem Ausland könnte zwar die Gesamtzahl der Bevölkerung stabil bleiben oder auch vorübergehend steigen; auf den Altersdurchschnitt wirke sich das aber voraussichtlich nicht aus, so die Statistiker. Die Berechnung bezieht sich auf den Bevölkerungsstand im Jahr 2021 und erstellt Prognosen für die Bevölkerungsentwicklung bis zum Jahr 2070. Ab 2040 rechnet das Bundesamt mit einem erhöhten Pflegebedarf, da die Zahl der Menschen ab 80 Jahren um etwa ein Drittel steigen werde, vor allem in den westdeutschen Ländern. In den ostdeutschen Ländern sei der Anteil der Älteren schon jetzt höher. Im Jahr 2070 könnten demnach zwischen acht und zehn Millionen Menschen in Deutschland über 80 sein. Insgesamt rechnen die Statistiker schon im kommenden Jahrzehnt damit, dass etwa jeder Fünfte das Seniorenalter erreicht.
Die Lebenserwartung könnte zudem nach dem kurzfristigen Einbruch in der Corona-Zeit wieder mindestens auf das Vorkrisenniveau steigen. Derzeit liegt die durchschnittliche Lebenserwartung für Männer bei 78,5 Jahren und für Frauen bei gut 83 Jahren.
Die Zahl der Menschen im Erwerbsalter wird laut Statistik deutlich sinken. Derzeit sind demnach noch gut zwei Drittel der Menschen in Deutschland im Alter zwischen 20 bis 66 Jahren. Bis 2070 könnte nur noch gut jeder Zweite dieser Altersgruppe angehören.
Schon in den vergangenen 50 Jahren wurden weniger Kinder geboren, als Menschen gestorben sind. Die Lücke liegt den Angaben zufolge aktuell bei etwa 230.000 Menschen. Nur durch Migrationsbewegungen habe die Bevölkerungszahl gehalten werden können, wie es hieß. Wenn die Zuwanderung weiterhin auf dem Niveau des vergangenen Jahrzehnts verbleibe, könne die Bevölkerung in Deutschland auf etwa 90 Millionen ansteigen. Derzeit liegt sie bei etwa 84 Millionen Menschen. Die Bevölkerungszahl werde voraussichtlich vor allem in den Stadtstaaten anwachsen, während sie in den ostdeutschen Ländern weiter sinke und in den westdeutschen stagniere.
"Wir haben keine Glaskugel, die sagt, wann genau welches Ereignis passieren wird", erklärte der Leiter der Abteilung Bevölkerung im Statistischen Bundesamt, Karsten Lummer. Ereignisse wie die Corona-Krise mit einer höheren Sterberate und der Ukraine-Krieg mit den Folgen von Flucht und Migration könnten die Entwicklungen weiter beeinflussen.(KNA)