Politikerinnen unterschiedlicher Parteien wenden sich gegen den Vorschlag von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zur Einführung eines Pflichtdienstes für alle jungen Menschen. Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) sagte am Sonntag: "Ein sozialer Pflichtdienst würde einen Eingriff in die individuelle Freiheit eines jeden Jugendlichen bedeuten." Ähnlich äußerte sich Bayerns Sozialministerin Ulrike Scharf (CSU).
Scharf sagte Bayerns dem "Münchner Merkur" (Montag), das Stärken von Gemeinsinn sei zwar wichtig. "Das jedoch als Pflicht zu formulieren, halte ich nicht für zielführend." Paus hob hervor: "Wir sollten unsere jungen Menschen, die unter der Coronapandemie besonders gelitten und sich trotzdem solidarisch mit den Älteren gezeigt haben, weiterhin die Freiheit zur eigenen Entscheidung lassen."
Steinmeier hatte in der "Bild am Sonntag" einen verpflichtenden Dienst im Sozialbereich oder bei der Bundeswehr für alle jungen Frauen und Männer angeregt. "Ich weiß, dass es nicht einfach werden wird, aber ich wünsche mir, dass wir eine Debatte über eine soziale Pflichtzeit führen", sagte der Präsident.
Wie lange ein solcher Dienst dauern solle, ließ Steinmeier offen: "Ich habe bewusst Pflichtzeit gesagt, denn es muss kein Jahr sein. (...) Es geht um die Frage, ob es unserem Land nicht gut tun würde, wenn sich Frauen und Männer für einen gewissen Zeitraum in den Dienst der Gesellschaft stellen." (KNA)