Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) hat sich für die Einführung eines Familienpflegegeldes ausgesprochen. Diejenigen, die ihre Arbeitszeit für die Pflege reduzieren, sollten eine Lohnersatzleistung erhalten und damit finanziell abgesichert werden, erklärte Paus am Mittwoch in Berlin. "So wie junge Eltern Elterngeld erhalten, muss auch pflegenden Angehörigen ein Familienpflegegeld zustehen." Nötig sei dafür auch eine bessere Vereinbarkeit von Pflege und Beruf, sagte Paus.
Die Ministerin äußerte sich anlässlich der Veröffentlichung neuer Daten des Deutschen Alterssurvey. Demnach ist in der Corona-Pandemie der Einsatz pflegender und erwerbstätiger Angehöriger deutlich gestiegen. Besonders Frauen unterstützten und pflegten mit deutliche größerem Zeitaufwand ihre Angehörigen, Nachbarn oder Freunde, wie aus der Studie hervorgeht. Demnach brachten Frauen im Winter 2020/2021 dafür durchschnittlich 11,5 Stunden pro Woche auf, bei Männern lag der Wert bei 7,5 Stunden.
Aus den Daten gehe auch hervor, dass insbesondere zu Beginn der Pandemie 2020 mehr Menschen im erwerbsfähigen Alter Unterstützung und Pflege für andere übernommen haben als noch im Jahr 2017. Im Winter 2020/2021 habe die Beteiligung an Unterstützung und Pflege wieder auf einem ähnlichen Niveau wie vor der Pandemie gelegen, teilte das Bundesfamilienministerium mit.
Gerade beim zeitlichen Umfang zeige sich, dass Erwerbstätigkeit kaum mit zeitintensiver Pflege kombinierbar ist: Während Nicht-Erwerbstätige im Schnitt 17,2 Stunden pro Woche für Pflegeaufgaben aufbringen würden, seien es bei Erwerbstätigen 7,6 Stunden pro Woche, hieß es.
Der Deutsche Alterssurvey (DEAS) ist eine repräsentative Quer- und Längsschnittbefragung von Personen in der zweiten Lebenshälfte. Im Rahmen der Studie werden seit mehr als zwei Jahrzehnten Menschen auf ihrem Weg ins höhere und hohe Alter regelmäßig befragt. (KNA)