Viele Fachkräfte in der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung sind einer OECD-Studie zufolge zufrieden mit der eigenen Tätigkeit. Deutschland befindet sich im guten Mittelfeld. In allen Ländern klagen die Befragten jedoch über fehlende Weiterentwicklungsmöglichkeiten, Personal- und Ressourcenmangel und fehlende gesellschaftliche Wertschätzung. Das ist das Ergebnis einer am Montag vorgestellten zweiten Auswertung der OECD-Befragung TALIS Starting Strong 2018 in neun OECD-Ländern.
Sei das Gehalt zu gering, führe dies in einigen Fällen zu dem Entschluss, den Beruf aufzugeben: In Deutschland sagen dies etwa zwei von drei Befragten. Unter den Fachkräften in Deutschland erklärt knapp jeder Dritte - 33 Prozent derer im Vorschulbereich und 27 Prozent derer im Kleinkindbereich bei den Unter-Dreijährigen -, unter Stress zu leiden, weil Kollegen abwesend sind.
25 Prozent im Bereich drei bis sechs Jahre und 22 Prozent im Bereich unter drei Jahre berichten, dass gesundheitliche Probleme für sie der wahrscheinlichste Grund wären, ihren Job aufzugeben. Dieser Anteil sei in Deutschland besonders hoch. Jede fünfte Leitungskraft sorgt sich wegen Personalmangels um die Qualität der Betreuungseinrichtung.
97 Prozent derer im Bereich über drei Jahren und 96 Prozent im Bereich unter drei Jahren sind speziell für die Arbeit mit Kindern ausgebildet. Bei den allermeisten hatte die Ausbildung über die pädagogische Theorie hinaus auch einen praktischen Teil. Damit sei Deutschland in der Spitzengruppe, sagte OECD-Bildungsdirektor Andreas Schleicher.
Auch fühlen sich die Fachkräfte in Deutschland nach eigener Aussage gut darauf vorbereitet, die Kinder in ihrer sozialen und emotionalen Entwicklung zu fördern. Etwa zwei Drittel der befragten Fachkräfte fühlen sich von ihrer Einrichtungsleitung ausreichend unterstützt.
Es gebe noch klare Handlungsmöglichkeiten bei der Fort- und Weiterbildung. Hier finde vergleichsweise wenig online und intern statt und richte sich eher an Führungskräfte und erfahrene Mitarbeiter statt Anfänger, sagte Schleicher. Auch hinsichtlich der Übergänge von Kita zu Schule und beim Verständnis für verschiedene kulturelle Hintergründe der Kinder brauche es noch mehr Fort- und Weiterbildungen, so Schleicher.
Kinder profitierten besonders von einer guten pädagogischen Qualität in der frühen Bildung, sagte der Leiter der Abteilung Kinder und Kinderbetreuung am Deutschen Jugendinstitut, Bernhard Kalicki. Die Pandemie zeige einmal mehr, wie wichtig Kitas seien. Daher sei nun der richtige Zeitpunkt, mehr Geld in eine bessere Bezahlung der Fachkräfte und in weiteres Personal zu investieren.
Für die Studie wurden 15.000 Fachkräfte und 3.000 Leitungskräfte in Kindertageseinrichtungen aus Deutschland, Chile, Dänemark, Island, Israel, Japan, Korea, Norwegen und der Türkei befragt. Die Erhebungen in Deutschland wurden vom Internationalen Zentrum Frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung (ICEC) am Deutschen Jugendinstitut durchgeführt. (Familienbund der Katholiken/KNA)