Ärztekammerpräsident Klaus Reinhardt hat sich im Fall von Corona-Infektionen gegen die Schließung ganzer Schulen ausgesprochen und hält eine 14-tägige Quarantäne ohnehin für zu lang. "Wenn ein Corona-Fall in einer Schule auftaucht, muss nicht direkt die Schule für 14 Tage geschlossen werden", sagte er der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Mittwoch). Es reiche, wenn einzelne Klassen oder Kurse zu Hause blieben. Voraussetzung dafür sei natürlich, dass die Schüler auch nur in diesen Gruppen zusammenkämen. "Darauf müssen die Schulen achten und entsprechende Konzepte machen." Leider seien viele Schulen mit Blick auf ihre Hygiene- und Abstandskonzepte auf den Start nach den Sommerferien nicht ausreichend vorbereitet, kritisierte der Ärztepräsident. Zur Dauer von Quarantänen bei Infektionen mit dem Corona-Virus sagte er: "Grundsätzlich halte ich 14 Tage Quarantäne ohnehin für sehr lang bemessen. Es gibt inzwischen Studien, wonach auch sieben Tage ausreichen, bis das Ansteckungsrisiko vorbei ist."
Die Armut in Deutschland hat sich laut Sozialverband VdK durch die Corona-Krise verschärft. Immer mehr Menschen würden abgehängt, viele Arme litten extrem unter der Krise und andere stürzten durch die Krise erst in Armut, sagte die VdK-Präsidentin, Verena Bentele, im SWR-Tagesgespräch (Mittwoch). "Wir wissen beispielsweise, dass viele Selbstständige, viele Freiberufler, deren Auftragslage katastrophal ist, deren Aufträge vielleicht sogar zu 100 Prozent weggebrochen sind, jetzt wirklich vor einem katastrophalen Herbst stehen, vor einem katastrophalen Winter", so Bentele. Die Betroffenen wüssten jetzt noch nicht, wie sie leben sollten, wenn das Ersparte weg sei. Dann bliebe ihnen nur noch der Gang zum Sozialamt, so Bentele. Da müsse sich die Politik auf jeden Fall auch etwas überlegen. Die bisherigen Hilfen reichten nicht aus. Man müsse jetzt auch darüber sprechen, ob nicht alle Menschen, Selbstständige, Freiberufler aber auch Beamte und Politiker, in die Sozialversicherungssysteme einbezogen werden. "Das wäre jetzt wirklich die Zeit, um das zu diskutieren", so die VdK-Präsidentin. Ob sich in der Corona-Krise die Kinderarmut verschärft hat, darüber liegen dem VdK noch keine Zahlen vor. Das Problem sei, dass der VdK von vielen Kindern, die von Armut bedroht oder schon betroffen seien, gar nichts wisse. Etwaige Schulschließungen oder Kitaschließungen im Herbst würden erneut verhindern, dass man den Kindern gezielt helfen könne. Es müsse jetzt dafür Sorge getragen werden, dass man nicht eine ganze Generation von Kindern verliere, sagte Bentele. Der Kinderbonus von 300 Euro sei für manche lediglich der Tropfen auf den heißen Stein. Hier müssten sich die Länder und der Bund in der nächsten Zeit erneut Gedanken machen. (Familienbund der Katholiken/Sascha Nicolai/KNA)