Eltern können wegen der Corona-Pandemie in diesem Jahr doppelt so viele Kinderkrankentage in Anspruch nehmen. Pro Elternteil und Kind können 20 statt 10 Tage Kinderkrankengeld beantragt werden, wie der Bundestag am Donnerstag beschloss. Bei Alleinerziehenden steigt der Zeitraum pro Kind von 20 auf 40 Tage. Am Montag berät noch der Bundesrat in einer Sondersitzung über die Erweiterung.
Der Anspruch kann laut Gesetz in diesem Jahr auch dann geltend gemacht werden, wenn ein Kind zu Hause betreut werden muss, weil Schulen oder Kitas pandemiebedingt geschlossen sind, die Präsenzpflicht in der Schule aufgehoben oder der Zugang zum Betreuungsangebot der Kita eingeschränkt wurde. Eine Krankschreibung vom Arzt ist nicht nötig. Insgesamt sind die Kinderkrankentage auf 45 Arbeitstage beziehungsweise 90 Arbeitstage für Alleinerziehende begrenzt.
Die neue Regelung soll rückwirkend ab dem 5. Januar gelten. Bund und Länder hatten sich Anfang Januar darauf verständigt. Gesetzlich versicherte Eltern können damit in diesem Jahr das Kinderkrankengeld auch dann beantragen, wenn sie im Homeoffice arbeiten könnten.
Weitere Voraussetzung auch für die erweiterte Leistung ist, dass das Kind unter zwölf Jahre alt, ebenfalls gesetzlich versichert ist und es im Haushalt keine andere Person gibt, die es betreuen kann. Zudem müssen Schule oder Kita bescheinigen, dass zu Hause betreut werden muss. Für ältere betreuungsbedürftige Kinder mit Behinderung gilt die Ausweitung ebenso. Während des Bezugs von Kinderkrankengeld haben Eltern keinen Anspruch auf Entschädigung nach dem Infektionsschutzgesetz.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte, man wolle Familien finanzielle Sicherheit geben. Die Pandemie sei in einer der schwersten Phasen und mit vielen Härten verbunden. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) sprach von einer harten Zeit insbesondere für Kinder und berufstätige Eltern. Man wolle Familien - wo immer möglich - Lasten von den Schultern nehmen. Die Ausweitung sei keine perfekte Lösung für alles, aber sie helfe.
Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) betonte, dass der erweiterte Anspruch auf Kinderkrankengeld auch in Bundesländern gelte, in denen an die Eltern appelliert werde, ihre Kinder zu Hause zu betreuen, auch wenn die Einrichtungen nicht geschlossen sind.
Die familienpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag, Katrin Werner, mahnte aber zugleich eine langfristige Lösung an. Es sei absehbar, dass die zusätzlichen Kinderkrankentage nicht für das ganze Jahr reichten. Werner forderte zusätzlichen bezahlten Urlaubsanspruch.
Auch der Präsident des Familienbunds der Katholiken, Ulrich Hoffmann, forderte mehr Hilfen für Familien. Die Erweiterung des Kinderkrankengeldes sei ein richtiger Schritt, es brauche aber mehr Maßnahmen, erklärte Hoffmann am Donnerstag in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Berlin. Eltern bräuchten eine stärkere Entlastung und eine unbürokratische finanzielle Unterstützung, möglichst bis zum Ende der Krise, so Hoffmann. Dringend notwendig wäre rasch ein Corona-Elterngeld in Kombination mit einer Corona-Elternzeit. Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre und ein erholsames Wochenende. (KNA)