Die Sondierungen für eine mögliche erste Jamaika-Koalition auf Bundesebene sind in der vergangenen Nacht gescheitert. Die FDP hatte die Verhandlungen abgebrochen. FDP-Chef Lindner begründete seinen Schritt mit einer fehlenden Vertrauensbasis während der wochenlangen Sondierungsgespräche zwischen Union, FDP und Grünen. SPD-Chef Martin Schulz bekräftigte noch in der Nacht, dass die SPD auch nach dem Scheitern der Jamaika-Verhandlungen nicht für eine große Koalition zur Verfügung stehe. Und nun? Angela Merkel lehnt die Führung einer Minderheitsregierung bislang ab. Neuwahlen, so prognostizieren Demoskopen, würden derzeit jedoch auch keine neuen politischen Mehrheiten bringen. Der Weg zur nächsten Bundesregierung bleibt schwierig. Unterdessen beklagt das Müttergenesungswerk, dass mangelnde Anerkennung Mütter krank mache. Mütter leiden offenbar neben ständigem Zeitdruck und der Doppelbelastung in Beruf und Familie auch unter einer fehlenden Wertschätzung ihrer familiären Leistungen. Rund ein Viertel der Frauen, die in einer vom Müttergenesungswerk (MGW) anerkannten Klinik eine Mütter- oder Mutter-Kind-Kur machen, führen mangelnde Anerkennung als Belastungsfaktor an, teilte das Müttergenesungswerk am Freitag in Berlin mit. Nach wie vor erledigen danach Frauen die meiste Haus- und Familienarbeit - unabhängig vom Grad der Erwerbstätigkeit. Der Spagat zwischen dem traditionellen Rollenbild der fürsorglichen Mutter, dem Wunsch nach Gleichberechtigung und partnerschaftlich geteilter Haus- und Familienarbeit bringe viele Mütter an ihre Grenzen. 87 Prozent der Mütter in den Mütter- und Mutter-Kind-Kuren litten an Erschöpfungszuständen bis zum Burn-Out. Über zwei Millionen Mütter sind nach Angaben des Müttergenesungswerkes kurbedürftig. Rund 49.000 Mütter und über 71.000 Kinder pro Jahr nehmen an einer Kur in den 76 vom Müttergenesungswerk anerkannten Kliniken teil. Mütter können sich in einer der 1.200 wohnortnahen Beratungsstellen kostenlos beraten lassen.
Und wir erfahren heute auch, dass Menschen über 75 immer stärker von Armut bedroht seien. Laut einem Bericht der "Saarbrücker Zeitung" (Freitag) droht in Deutschland immer mehr Menschen über 75 das Abrutschen in die Armut. Seit 2010 habe sich die Zahl der armutsgefährdeten Rentner im Alter von 75 Jahren und älter mehr als verdoppelt - von 593.000 auf rund 1,3 Millionen. Die Zeitung beruft sich dabei auf Daten des Europäischen Statistikamtes Eurostat, die die Sozialpolitikerin der Linken, Sabine Zimmermann, angefordert hatte. 2016 waren demnach 16,2 Prozent der Generation 75plus in Deutschland von Armut bedroht (2010: 12,3 Prozent). Als arm gilt, wer über weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens verfügt. Laut Eurostat lag diese Schwelle in Deutschland im vergangenen Jahr bei einem Monatseinkommen von 1.064 Euro. Zu den Themen Digitalisierung und Arbeit hat Kardinal Reinhard Marx der Süddeutschen Zeitung ein Interview gegeben. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz hat sich gegen die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens ausgesprochen. Es wäre „das Ende der Demokratie“, wenn man „einen großen Teil der Menschen mit dem Grundeinkommen versorgt und ansonsten Unterhaltungsindustrie auf sie loslässt“, sagte er auf dem Wirtschaftsgipfel der Süddeutschen Zeitung. Dabei konstatiert er: „Denn die Arbeit ist nicht irgendetwas, sondern die Arbeit gehört auch zur Grundkonstitution des Menschseins: Dass ich etwas schaffe für mich und meine Familie, was von Wert ist, nicht bedeutungslos ist.“ (Familienbund der Katholiken/Sascha Nicolai)