Die Armut von Kindern und Familien bleibt Thema im Wohlstandsland Deutschland: Von Armut betroffene Kinder haben nach einer neuen Studie oft keine Chance, dieser Situation zu entkommen. 21 Prozent aller Mädchen und Jungen in Deutschland lebten dauerhaft oder wiederkehrend in einer Notlage, heißt es in einer am Montag in Gütersloh vorgestellten Studie der Bertelsmann Stiftung. Weitere 10 Prozent seien kurzzeitig von Armut betroffen. Die Untersuchung thematisiert Bedingungen und Konsequenzen von Kinderarmut in Deutschland. Kirche und Hilfsorganisationen mahnten zum Handeln. "Wer einmal arm ist, bleibt lange arm. Zu wenige Familien können sich aus Armut befreien", erklärte Stiftungs-Vorstand Jörg Dräger. Gestern von der Bundesregierung veröffentlichte Daten bestätigen diesen Trend auch für Alleinerziehende: Das Armutsrisiko von Alleinerziehenden hat sich in den vergangenen Jahren erhöht. 2016 verfügten 43,6 Prozent dieser Bevölkerungsgruppe über entsprechend geringe Einkünfte, wie die "Saarbrücker Zeitung" (Montag) mitteilte. 37 Prozent der Alleinerziehenden leben danach von Hartz IV.
Angesichts dieser Zahlen plädiert die Süddeutsche Zeitung in einem Kommentar dafür, viele staatliche Hilfsleistungen zusammenzulegen: „Das könnte die Kindergrundsicherung sein, wie sie Kinderhilfswerke und Wissenschaftler schon seit vielen Jahren fordern. Das Modell sieht 573 Euro vor, die für jedes Kind für jeden Monat garantiert sind. Das System wäre kompliziert, denn die Kindergrundsicherung soll einkommensunabhängig funktionieren. Eltern mit kleinen und mittleren Einkommen erhielten für ihre Kinder die gleiche Unterstützung wie Eltern mit hohen Einkommen, die derzeit von steuerlichen Freibeträgen stärker profitieren. Es lohnt sich aber, das durchzurechnen. Schließlich geht es um 2,7 Millionen Jugendliche, die in Armut aufwachsen. Das geht an die Substanz einer Gesellschaft. Der Neuigkeitswert dieser Zahlen zur Kinderarmut ist niedrig. Der Nachrichtenwert jedoch alarmierend hoch. Es ist dringend Zeit, zu handeln.“ Auch der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick äußerte sich zur Familienpolitik. Er fordert von der Politik, die Familie als "tragende Säule der Gesellschaft" aktiv zu fördern. Die künftige Bundesregierung müsse Entscheidungen treffen, die Familien finanziell entlasteten und begünstigten, sagte Schick laut Mitteilung des Erzbistums Bamberg am Samstagabend im oberfränkischen Heroldsbach. Schick führte demnach Steuerentlastungen, Erziehungsgeld, die Anerkennung der Erziehungszeiten für die Rente, Kindergeld sowie familienfreundliche Arbeits- und Freistellungsbedingungen an. Es brauche zudem die ideelle Anerkennung der Familie in der Gesellschaft, ergänzte Schick. Familienbund-Präsident Stefan Becker fordert gegenüber der Bistumszeitung „Kirche+Leben“ eine Kindergeldreform. „Das Kindergeld und der Kinderzuschlag für Geringverdiener sollten zusammengelegt werden. Selbst das Bundesfamilienministerium gibt zu, dass bislang nur 30 Prozent der Familien, die Anrecht auf den Kinderzuschlag hätten, diese Unterstützung tatsächlich in Anspruch nehmen. Das Antragsverfahren ist einfach zu kompliziert und die Anspruchsvoraussetzungen sind kaum verständlich. Damit alle Familien und vor allem alle berechtigten Kinder diese Leistung erhalten, fordern wir, Kindergeld und Kinderzuschlag unbürokratisch zusammenzulegen.“ (Familienbund der Katholiken/Sascha Nicolai)
Presseschau des Tages // 24.10.2017
Dienstag 24. Oktober, 2017
· Presseschau