Der Opferhilfeverein Weißer Ring wendet sich gegen Gewalt und Erniedrigung in der Erziehung von Kindern. Das sei nicht zu tolerieren und dürfe auch nicht verharmlost werden, erklärte die Bundesgeschäftsführerin Bianca Biwer am Freitag in Mainz. Anlass ist der Tag der gewaltfreien Erziehung am 30. April. Zwar seien die meisten Eltern in Deutschland "glücklicherweise dazu fähig, ihre Kinder ohne den Einsatz von Misshandlungstaten zu selbstständigen und selbstbewussten Menschen zu erziehen", so Biwer. Dennoch sei die Zahl derer, "die vom vermeintlich harmlosen Klaps bis hin zum dauerhaften Liebesentzug zu Gewalt im Umgang mit ihren Kindern greifen", zu hoch. Der Weiße Ring forderte Zivilcourage, wenn Menschen Zeugen einer Misshandlung werden. Sie sei in allen gesellschaftlichen Milieus und meistens im familiären Kontext zu finden. "Schläge, Ablehnung, psychischer Druck, Vernachlässigung - das Delikt, das mit Haftstrafen von sechs Monaten bis zu zehn Jahren strafbedroht ist, äußert sich in vielen Formen, unter denen die Betroffenen auch noch viele Jahre später massiv leiden können", betonte der Verein. Auch seien die Ursachen der Gewalt vielfältig. "Stress und Konflikte, Armut und das Fehlen von Korrektiven, eigene Gewalterfahrungen als Kind oder Verharmlosung von körperlicher Züchtigung: Wenn Erwachsene Kinder misshandeln, stehen oftmals Hilflosigkeit und Überforderung dahinter." Biwer erklärte zugleich: "Aber all diese Faktoren können auch in Summe ganz sicher nicht als Entschuldigung oder Ausrede für Kindesmisshandlung gelten." Es sei gesetzlich festgeschrieben, dass Kinder ein Recht auf gewaltfreie Erziehung haben. "Wer das nicht leisten kann, muss sich professionelle Hilfe holen." Unterstützung könne zum Beispiel auch der Weiße Ring geben. Unter Berufung auf die Polizeiliche Kriminalstatistik verweist der Verein auf 4.180 Menschen im Alter bis 14 Jahre, die 2018 bundesweit Opfer von Kindesmisshandlung geworden sind. 42 Prozent von ihnen seien Mädchen gewesen. Außerdem müsse von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen werden. "Es macht betroffen zu sehen, dass sich die Fallzahlen von Kindesmisshandlung seit vielen Jahren auf nahezu unverändert hohem Niveau bewegen", so Biwer.
Neun Prozent aller Bundesbürger ab 17 Jahren unterstützt oder pflegt eine andere hilfsbedürftige Person. Besonders von den 55- bis 64-Jährigen wird Hilfe und Pflege erbracht, unter ihnen sind es 13 Prozent. Das geht aus einer am Freitag in Berlin veröffentlichten Studie des Deutschen Zentrums für Altersfragen (DZA) hervor. In der Altersgruppe der 17- bis 39-Jährigen ist der Anteil derjenigen, die eine hilfe- oder pflegebedürftige Person kennen oder diese auch pflegen, am geringsten. Vier Prozent kümmern sich um jemand anderen. Wer gepflegt wird, ist in den verschiedenen Altersgruppen unterschiedlich. Im jüngeren und mittleren Erwachsenenalter sind es vor allem die Eltern oder Schwiegereltern, die unterstützt werden. Ab 65 Jahren ist es dagegen häufiger der Partner, um den sich Personen kümmern. Hier pflegt beinahe die Hälfte der Befragten den Partner (46 Prozent). In die Pflege der Eltern oder Schwiegereltern ist auch in dieser Lebensphase noch ein Viertel der Befragten involviert (26 Prozent). Auch über den Ort, an dem die Unterstützung erfolgt, macht die Studie genauere Angaben: Die 17- bis 64-Jährigen unterstützen oder pflegen am häufigsten eine Person, die in einem anderen Haushalt lebt. Dagegen helfen oder pflegen Personen im höheren Alter in beinahe der Hälfte der Fälle ein Haushaltsmitglied. Der Zeitaufwand für Hilfe und Pflege ist am höchsten bei Pflegenden ab 65 Jahren, dicht gefolgt von der Altersgruppe 40 bis 54 Jahre. Bei den 17- bis 39-Jährigen ist der tägliche Pflegeaufwand mit durchschnittlich 1,8 Stunden am geringsten; in der Gruppe "65 plus" hingegen mit durchschnittlich 3,2 Stunden am Tag am höchsten. Personen zwischen 55 und 64 Jahren übernehmen zwar am häufigsten Pflegetätigkeiten, aber mit einem etwas geringeren Zeitaufwand von etwa zwei Stunden am Tag. Hilfe und Pflege für Personen, die in einer betreuten Einrichtung, einer Altersresidenz oder einem Pflegeheim leben, werden am häufigsten von den 55- bis 64-Jährigen erbracht. Die Analysen unterstreichen, dass auch Menschen, die in einer Pflegeeinrichtung leben, weiterhin auf Unterstützung aus ihrem privaten Umfeld angewiesen sind. Pflegetätigkeiten und Hilfeleistungen werden demnach nicht unbedingt nur im engeren Familienkreis übernommen, sondern in vielen Fällen auch für andere verwandte und nicht-verwandte Personen. (Familienbund der Katholiken/Sascha Nicolai/KNA)