Elternzeit ist in Deutschland einer Untersuchung zufolge immer noch mehrheitlich Frauensache: Acht von zehn berufstätigen Müttern entscheiden sich demnach dafür, bei den Vätern sind es vier von zehn. Die Vorstellungen von familienfreundlichen Arbeitsbedingungen sind dagegen weitgehend identisch, wie es in der am Montag in Berlin vorgestellten Untersuchung der Krankenkasse IKK heißt. Zuschüsse zu Betreuungskosten, flexible Arbeitszeiten und Mittagessenangebote an Schulen stünden ganz oben auf der Wunschliste der Eltern. Nur vier von zehn Arbeitnehmern halten die Elternzeit für beide Geschlechter mit Blick auf die berufliche Karriere für vollkommen unproblematisch. Ein Viertel betrachtet sie demnach als hinderlich für die Karriere, jeder Dritte empfindet die damit verbundene finanzielle Belastung als kaum tragbar. Frauen entschieden sich zu 80 Prozent dennoch dafür. Ihre Auszeit dauere durchschnittlich 17,5 Monate und damit knapp doppelt so lang wie die der Väter, von denen mehr als die Hälfte (57 Prozent) nicht in Elternzeit geht. Nach Angaben der IKK ist die Untersuchung repräsentativ. Befragt wurden demnach 1.000 Teilnehmer im Alter von 20 bis 50 Jahren.
Wer sein Kind nicht gegen Masern impfen lässt, muss demnächst mit Geldstrafen bis zu 2.500 Euro rechnen oder mit einem Ausschluss aus der Kita. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will zum 1. März 2020 eine Masern-Impfpflicht einführen und hat dazu einen Gesetzentwurf vorgelegt. "Wir wollen alle Kinder davor schützen, sich mit Masern zu infizieren", sagte er "Bild am Sonntag": "Deswegen sollen alle, die eine Kita oder Schule besuchen, gegen Masern geimpft sein. Wer dort neu aufgenommen wird, muss das nachweisen." Die Bundesärztekammer und der Verband der Kinder- und Jugendärzte begrüßten den Vorstoß ebenso wie CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer und die SPD-Vorsitzende Andrea Nahles sowie der Gesundheitsexperte der Partei, Karl Lauterbach. Aus der SPD gab es aber auch kritische Reaktionen: So nannte Lauterbachs Parteifreundin Hilde Mattheis in der "Saarbrücker Zeitung" den Vorschlag unausgegoren, zumal er in "einigen Bevölkerungskreisen auf brutalen Widerstand" stoße. Auch Niedersachsens Gesundheitsministerin Carola Reimann (SPD) kritisierte den Plan: "Eine Impfpflicht greift stark in das verfassungsrechtlich geschützte persönliche Selbstbestimmungsrecht auf körperliche Unversehrtheit ein und bedarf einer besonderen Rechtfertigung", sagte sie dem RedaktionsNetzwerk Deutschland. Die Grünen bleiben bei ihrem Nein zur Impfpflicht: "Spahn sollte auf Überzeugung und niedrigschwellige Angebote setzen statt auf Zwang", sagte die Abgeordnete Kordula Schulz-Asche dem "Tagesspiegel". Alle Eltern sollten sicher sein können, dass ihre Kinder nicht von anderen angesteckt und gefährdet werden, sagte Spahn der "Bild am Sonntag". Der Nachweis solle über den Impfpass oder eine Impfbescheinigung erfolgen: "Wer aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden kann, muss auch das mit einer ärztlichen Bescheinigung nachweisen." Kinder ohne Impfschutz sollen künftig vom Kita-Besuch ausgeschlossen werden, kündigte der Minister an: "Schließlich sind in Kitas auch Kinder unter zehn Monaten, die noch nicht geimpft werden dürfen und damit besonders gefährdet sind." Bei Schulen sei dies nicht möglich, da dort die Schulpflicht gelte: "Aber wer sein Kind nicht impfen lässt, dem drohen Bußgelder in Höhe von bis zu 2.500 Euro." Die Risiken von Impfungen hält der Minister für überschaubar. Sie seien wissenschaftlich um ein Vielfaches geringer als die Risiken einer Erkrankung. Den einzelnen Bürgern entstünden keine Kosten durch die Impfpflicht, da die Krankenkassen dafür zahlten. Obwohl laut jüngsten Zahlen des Robert-Koch-Instituts 93 Prozent der Kinder in Deutschland gegen Masern geimpft sind, hält Spahn eine Impfpflicht für unerlässlich: "Ich will die Masern ausrotten. Aber dafür müssen nicht 93, sondern mindestens 95 Prozent zwei Masernimpfungen haben. Diese Quote erreichen wir trotz aller Kampagnen und guten Appelle einfach nicht." Die EU-Kommission äußerte sich unterdessen besorgt über einen "unzureichenden" MasernImpfschutz in Europa. 2017 hätten nur vier EU-Staaten - Schweden, Ungarn, Slowakei und Portugal - die notwendige Impfrate von 95 Prozent erreicht, heißt es in einem Schreiben an das EU-Parlament, über das die Zeitungen der Funke Mediengruppe berichten. Damit sei ein neuer Tiefstand erreicht. (Familienbund der Katholiken/Sascha Nicolai/KNA)